Mozart, Requiem: Beste Aufnahme

In dieser Adventszeit währt sich zum 220. Mal der Todestag von Wolfgang Amadeus Mozart, der am 5. Dezember 1791 in Wien im Alter von 35 Jahren verstarb. In seinen letzten Lebensmonaten komponierte Mozart seine wohl berühmteste Oper, Die Zauberflöte (KV 620), sowie sein wohl berühmtestes Sakralwerk, das Requiem. Das Requiem ist das letzte Werk, das im Köchelverzeichnis gelistet wird, es trägt die Nummer KV 626. Vollendet hat Mozart sein Requiem in d-Moll nicht. Seine Witwe Constanze Mozart wollte das Werk jedoch unbedingt vollendet sehen – allein schon, damit sie nicht den Vorschuss, der Mozart für diese Auftragsarbeit vom Grafen Franz von Walsegg gezahlt worden war, zurückzahlen musste. So bat sie Mozarts Schüler, die Komposition zu vollenden, zunächst Joseph Eybler, später dann Franz Xaver Süßmayr. Letzterer brachte das Werk in die Form, in der wir es heute noch hören können. Die gesamte Komposition besteht aus acht Teilen mit insgesamt 14 Sätzen, vier davon gehen fast ausschließlich auf Süßmayr zurück, die übrigen waren entweder von Mozart vollständig fertiggestellt („Introitus“) oder sehr gut skizziert gewesen („Dies Irae“ bis zum „Offertorium“). Der Mythenbildung um dieses Werk Vorschub geleistet hat sicherlich die Tatsache, dass Mozarts Handschrift ausgerechnet im „Lacrimos“ (dt.: „tränenreich“) nach wenigen Takten abbricht. Für den Hörer des Mozart-Requiems stellt sich jedoch vor allem die Frage: Was ist die beste Aufnahme? Denn dieses berühmte Werk ist natürlich von zahlreichen Interpreten eingespielt worden. referenzaufnahme.de stellt an dieser Stelle drei Aufnahmen des Mozart-Requiems vor, die als beste Aufnahmen bzw. Referenzaufnahmen gelten können.

Romantisch vs. Historisch

Oft lassen sich die Aufnahmen von älterer Musik (v.a. Wiener Klassik und Barock) in zwei Gruppen unterteilen. Auf der einen Seite stehen die Aufnahmen, die die alte Musik mit modernen Mitteln interpretieren (d.h. vor allem mit großem, romantischem Symphonieorchester); auf der anderen Seite stehen die Aufnahmen, die die alte Musik mit historischen Mitteln interpretieren, die also der sog. ‚Historischen Aufführungspraxis‘ verpflichtet sind. Bei einer Komposition wie dem Requiem erschöpft sich die Frage nach der Aufführungspraxis nicht bloß in der Instrumentierung, sondern richtet sich auch nach der Frage, wie man mit Süßmayrs Fertigstellung des Mozart-Requiems umgeht. Führt man sie mit auf und suggeriert ein fertiggestelltes Werk? Lässt man sie weg und betont den fragmentarischen Charakter der Komposition? Aus beiden Lagern gibt es zahllose Ansätze und ebenso zahllose Aufnahmen. Hier drei Aufnahmen, die das breite Spektrum der Aufnahmen des Mozart-Requiems abdecken:


Mozart-Requiem mit Karajan, 1975

Karajan hat sich mehrfach mit dem Requiem auseinandergesetzt. Oftmals werden unter Fachleuten seine beiden Aufnahmen von 1962 und von 1975 miteinander verglichen. Und das sicher nicht zu Unrecht, da beide ihre Stärken und Schwächen haben. Ganz klar ist, dass alle Karajan-Aufnahmen von Historischer Aufführungspraxis nichts wissen wollen. Die hier vorliegende Aufnahme von 1975 spielt die Süßmayr-Fassung des Requiems. Als Solisten singen Anna Tomowa-Sintow, Werner Krenn, Agnes Baltsa und José van Dam. Sowohl van Dam als auch Krenn fallen gelegentlich etwas ab. Hier kommt der Vergleich mit der 1962er-Aufnahme stark zum Tragen, sang dort die entsprechende Partie niemand Geringeres als Walter Berry; die Sopran-Partie niemand Geringeres als Wilma Lipp. Dennoch klingen die Berliner Philharmoniker auf dieser Aufnahme sehr viel besser, die Brillanz des Aufnahmeklangs ist hervorragend und Karajans Interpretation wirkt wie aus einem Guss. Grundsätzlich also sind beide Karajan-Einspielungen des Mozart-Requiems zu empfehlen, für den modernen Hörgeschmack hingegen würden wir der 1975er Aufnahme den Vorzug geben. Wer hingegen Wert auf ein perfektes Solistenensemble legt, ist mit der 1962er Aufnahme sicherlich besser dran.

Hier geht es zur Referenzaufnahme des Mozart-Requiems mit Karajan.

Requiem ohne Süßmayr: Rilling, 1997

Dass es auch ohne Süßmayr geht, zeigt diese Aufnahme von Helmuth Rilling. Sie bricht nicht etwa dort ab, wo Süßmayr zu komponieren begann. Dafür verwendet sie aber eine Fertigstellung der Totenmesse durch Robert D. Levin aus dem 20. Jahrhundert. Levin behauptet in seiner Arbeit The Unfinished Works of W. A. Mozart schlicht, dass Süßmayr ein schlechter Komponist gewesen sei und viele eklatante Fehler begangen habe. Diese Fehler nun, habe Levin in seiner eigenen Fertigstellung vermieden. Damit unterscheidet sich Rillings Aufnahme sicherlich in hohem Maße von anderen Aufnahmen des Requiems, v.a. ab dem „Lacrimosa“ bekommt man Neues geboten. Auch sängerisch sind Solisten und Chor (Gächinger Kantorei Stuttgart) hier voll auf der Höhe. Der Klang der Aufnahme ist sauber und klar und wirkt auch auf modern HiFi-Anlagen brillant. Wer also eine Alternative zu Süßmayr sucht, ist mit dieser Rilling-Aufnahme gut versorgt.

Hier geht es zur Referenzaufnahme des Mozart-Requiems mit Rilling.

Mozarts Requiem mit Harnoncourt, 2003

In den letzten zehn Jahren hat kaum eine Aufnahme die Gemüter so erregt wie Harnoncourts Aufnahme von 2003. Die einen halten sie für eine der besten Aufnahmen des Werks überhaupt, die anderen finden sie exzentrisch und eigensinnig. Selbst dem Laien-Hörer wird nach wenigen Takten auffallen, wie auffallend akzentuiert Harnoncourt das Werk angeht. Im „Kyrie“ beispielsweise erinnert der Chorklang bei den Sechzehtneln an das nonlegato, wie es für eine Klavierfuge von Bach üblich ist. Im „Rex tremendae“ klingt der Chor beim Ausruf „Rex tremendae majestatis“ plötzlich selbst wie Paukenschläge. Die Instrumentierung kommt vor allem im „Lacrimosa“ zum Tragen, wenn die Streicher reduziert und ohne Vibrato das traurige Seufzen ohne Kitsch nachbilden. Harnoncourt nutzt bei seiner Aufnahme die Fassung von Franz Beyer.

Hier geht es zur Referenzaufnahme des Mozart-Requiems mit Harnoncourt.

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